Ich hatte mal wieder eine längere Brasilien-Abstinenz. Arbeitsbedingt musste ich ein paar Monate in der Schweiz bleiben. Und da dort im weiblich, sozialen Bereich nur wenig läuft, auch arbeitsbedingt, habe ich mich an einem einsamen Abend mal wieder entschlossen einige neue Single-Seiten im Internet auszuprobieren.
Single-Börsen sind eigentlich eine gute Sache. Die Absichten sind für beide Seiten klar und man hat damit schon mal die erste grosse Hürde (ist Sie auf der Suche?) überwunden. Ich hab das mal ausgiebig mit Schweizer Kontakten ausprobiert. Ich kann mich ja täuschen, aber es sind schon ein wenig komische Vögel welche sich in diesen Singel-Börsen tummeln. Wohl wissend, dass ich mich selbst auch dazu zählen müsste. Die damals erlebten Geschichten würden vermutlich wiederum ein paar Kapitel füllen …
Diesmal habe ich mich aber auf Brasilianische Kontakte konzentriert. Die Region in der ich mich normalerweise in Brasilien aufhalte war in den Single-Börsen „Lovoo“ und „Badoo“ gut vertreten. Schon bald hat sich auch ein Kontakt mit dem Namen Maria heraus kristallisiert. Auf den Fotos, welche sie mir leichtsinniger weise in allen Formen zuschickte, war sie wirklich hübsch. Sie wohnt in Goiânia, also nicht weit von meinem Ankunftsort Brasilia. Auch hatte sie die typische Brasilianisch offene Art zu kommunizieren. Ich beschloss also, sie gleich nach der Ankunft zu besuchen.
Und wenn ich schon mal in Goiânia war, dann durfte natürlich ein Besuch von Ludimillia nicht fehlen. Ich hatte sie bei meiner letzten Brasilienreise kennen gelernt und wir hatten zwar eine kurze, dafür aber umso intensivere Zeit zusammen verbracht. Sie hatte sehr helle Haut, wirkte fast schon Europäisch und war somit eigentlich nicht mein Typ. Aber die etwas raue Stimme, die pechschwarzen Haare und ihr Humor hatten mich fasziniert. Der Kontakt hatte sich trotz meiner längeren Abwesenheit gehalten und sie meinte sie freue sich mich wieder zu sehen. Einem netten Aufenthalt in Goiânia stand also nichts mehr im Wege .. dachte ich ..
Der Tag der Abreise rückte näher und alle nötigen Vorbereitungen sowie die Reise selbst sind schon länger zur Routine geworden. An der Passkontrolle von Brasilia gibt es immer zwei schlangen. Eine für Brasilianer und eine für Ausländer. Naturgemäss ist die der Brasilianer drei bis viermal so lang wie die der Gringos. Entgegen der Natur ist jedoch, dass die Schlange der Brasilianer viermal so schnell durch ist als die der Gringos.
Glücklicherweise habe ich mittlerweile ein permanentes Visum welches mir erlaubt mich bei der langen und schnellen Schlange anzustellen. Die beiden Koffer sind auch recht schnell gefunden und so sitze ich kurz darauf im Taxi nach Goiânia.
Im Hotel angekommen rief ich sofort Ludimilla an. Sie freute sich anscheinend wirklich und meinte sie werde gleich noch vorbei kommen. "Schön" dachte ich, so sollte mein Aufenthalt immer beginnen .. falsch gedacht ...
Ein kurzes SMS zeigte mir, dass sie da war und ich sie am Empfang abholen solle. Ich hatte mich bereits frisch gemacht, fuhr mit dem Lift hinunter, ging zum Empfang und .. da stand sie. Es wurde mir schlagartig wieder klar warum die Zeit mit ihr so intensiv war. Es gibt einfach Frauen die können sich noch so einfach kleiden, brauchen keinerlei Make-up und erscheinen trotzdem wie eine strahlende Blüte.
Ich führte sie erfreut und mit Erwartungen hinauf aufs Zimmer als sie sagte "Pedro, chegei do medico" (komme vom Arzt). Etwas besorgt fragte ich nach was denn geschehen sei. "nada nao, mas tem que comprar remedio" (nichts schlimmes, muss aber Medikamente kaufen). "mas nao tenho dinheiro" (habe aber kein Geld) ... Eigentlich erklingen ja da sofort die Alarmglocken. Das ist der älteste Trick um einem Gringo Geld ab zu luchsen.
Aber, wie bereits schon einmal erwähnt, rutscht bei einem Mann das Denkvermögen manchmal einen Meter tiefer und schaltet gleichzeitig den rationalen Teil des Hirns aus. Ich frag mich manchmal ob das wirklich von der Natur so geplant war. Da muss wohl bei den Konstruktionsplänen des Mannes etwas schief gelaufen sein. Ich gab ihr also das Geld (es war nicht so viel) und sie meinte, dass sie gleich wieder zurück kommen werde. Drei Stunden später wartete ich noch immer ...
Hatte ich denn in den letzten Jahren wirklich nichts dazu gelernt??
Ich war frustriert. Nicht nur wegen ihr, mehr wegen mir selbst. Wie kann man nur so blöd sein ... als sie dann endlich ans Telefon ging meinte sie, dass etwas dazwischen gekommen sei (typisch), sie aber ganz sicher morgen vorbei kommen werde (klar ..). Toll ... ich ging schlafen .. alleine und frustriert ...
Am nächsten Tag rief ich Maria an.
Sie war etwas scheu und zurückhaltend am Telefon, was aber nichts zu bedeuten hatte. Ich konnte sie davon überzeugen, dass ein erstes Kennenlernen in der Lobby des Hotels auch für sie ungefährlich sei und sie meinte, dass sie gleich nach der Arbeit kurz vorbei kommen werde. Gut dachte ich .. vielleicht wird das ja die Ankunft retten.
Es ist immer wieder interessant wie Fotos und die Realität sich unterscheiden können. Sie war jetzt nicht gerade der Typ Frau welcher aus der Masse hervor stechen würde. Aber sie kam ja auch direkt von der Arbeit und war sicherlich nicht speziell zurecht gemacht. Trotzdem .. sie hatte eine herzliche und humorvolle Art. Zumindest im Gespräch und den Scherzen hatten wir die gleiche Wellenlänge. Es war lustig und wir verabredeten uns für den kommenden Abend.
Übrigens war danach mein Ruf beim Hotelpersonal auch schon etwas angeschlagen. Zwei Frauen in zwei Tagen .. die Blicke und eine Bemerkung des Pagen waren recht eindeutig .. na ja, was solls ..
Gegen acht Uhr Abends klingelte das Telefon .. Ludimilla .. ich war etwas verblüfft, liess mir aber von dem Frust nichts anmerken. Sie meinte sie könne jetzt vorbei kommen, ob mir das recht sei. Aber sicher doch ...
Eine halbe Stunde später stand sie wieder in meinem Hotelzimmer. Und natürlich hatte wieder der gleiche Hotelpage dienst. Ich konnte es mir nicht verkneifen zu fragen ob denn die Medikamente auch gewirkt hätten. "Sim, mas ja preciso outro" (Ja, aber ich brauche weitere). Ich ignorierte ihre Bemerkung und bemühte mich um eine etwas ausgelassenere Stimmung. Mit wenig Erfolg. Als sie dann wieder auf die Medikamente zu sprechen kam gab ich ihr europäisch direkt zu verstehen, dass alles sein Grenzen habe. Wohlwissend, dass dies nicht besonders gut ankommt.
Sie hatte dann auch kurz darauf noch "etwas dringendes" zu erledigen und meinte sie rufe mich nachher nochmals an .. für mich war das Kapitel "Ludimilla" erledigt.
Am nächsten Abend stand das Date mit Maria auf dem Programm. Wir vereinbarten, in einem Viertel von Goiânia Essen zu gehen welches als "Inn" gilt. Es ist so eine Art Ausgehmeile mit vielen Restaurants und Bars und es müsste eigentlich für jeden Geschmack etwas dabei sein. Ich versprach mir dort einen guten Anfang.
Wir trafen uns an einer Ecke vor Ort und .. na ja .. optisch hatte es mich nicht gerade aus den Socken gehauen. Ich hätte das eventuell als "Home-Dress alleine" betitelt. Und die Chinellas (eine Art Badelatschen) waren meiner Meinung nach auch nicht so angebracht. Hatte ich eventuell nicht klar genug gesagt, dass es sich hier um ein Date handelt??
Ich ignorierte die Tatsache der doch sehr einfachen Kleidung ihrerseits erfolgreich und wir gingen in eines der Restaurants. Aber irgend wie kam die Sache nicht so richtig ins Rollen. Auch konnte ich nicht an die Gemeinsamkeiten aus der Lobby anknüpfen.
Vielleicht lag es ja an meinem Frust vom Vortag .. oder an ihrer Zurückhaltung .. oder doch an ihrer Kleidung? Keine Ahnung .. aber es bestärkte mein Gefühl, dass es nicht nur in Europa komische Vögel an den Singel-Börsen gibt. Ich gab mir wirklich mühe und versuchte die Stimmung etwas zu lockern, aber als sie dann gegen 11 Uhr Abends auch noch meinte, dass sie nun müde sei und gerne nach Hause gehen würde, hab ich das nicht gerade als eine Einladung empfunden. Frust Nummer zwei ...
So konnte es nun wirklich nicht weiter gehen. Ich beschloss die "Übung Goiânia" abzubrechen und weiter zu reisen. Vielleicht war es ja ganz gut so. Es gab mir die Gelegenheit mich voll und ganz auf Carola zu konzentrieren. Ach ja, über Carola habe ich ja noch gar nichts geschrieben .. dazu mehr in einer meiner nächsten Geschichten.
Fortsetzung folgt ...
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