(Oder wie man vom Gringo-Frischling zum Safado wird)
Kapitel 3 - Garciella
Ich hatte mich schon seit ein paar Tagen nicht mehr mit Adriella getroffen. Auch Samanta hatte ich nicht mehr angerufen. Irgendwie sprach sie mir zu viel von Kindern und Heirat.
Es war ein Freitag. Jota und ich trafen uns bei Giulherme, einer netten Bar, und spielten Sinuca (Billard). Ich verlor, wie immer wenn ich gegen ihn spielte, 3 von 4 Spielen. Es ist mir bis heute ein Rätsel wie einige auf so kaputten und schiefen Billardtischen, und mit teilweise krummen taco’s (Cue), so verdammt gut spielen können.
Danach sassen wir an einem der Plastiktische, tranken Skol und unterhielten uns über meine Situation welche aus seiner Sicht nahezu ideal war. Ich erklärte ihm, dass dies einerseits doch etwas stressig sei und zum Anderen nicht so ganz meinem Naturell entsprach. Vielleicht wäre etwas ganz Neues das Beste um einen Schlusspunkt zu setzen.
Und schon machte ich meinen nächsten Fehler …
„Aquela la por exemplo“ (Diese dort zum Beispiel) meinte ich scherzhaft, und zeigte auf eine dunkle Schönheit auf der gegenüberliegenden Strassenseite .. das war ein Fehler .. „Nome dela é Garciella“ (Ihr Name ist Garciella) meine er .. „se quer ela?“ (willst Du sie?) .. „vou apresentar ela pra voce” (ich stelle sie Dir vor) .. stand auf und ging über die Strasse. Mein „Espera ..“ (warte) kam bereits zu spät.
Sie kamen zu zweit zurück und sie setzte sich zu uns an den Tisch. Dunkle, scheue Rehaugen und ein schneeweisses Lächeln welches in ihrem dunklen Gesicht besonders gut zur Geltung kam. Nicht besonders gross, schlank, pechschwarze Haare .. mein erster Gedanke war .. handlich ..
Sie war mir gegenüber eher zurückhaltend und unterhielt sich mehr mit Jota was jedoch nichts zu bedeuten hatte. Im Gegenteil .. die verstohlenen Seitenblicke verrieten mehr. Etwas später meinte sie, dass sie in dem Restaurant gegenüber arbeite und ich dort unbedingt mal vorbeischauen solle .. natürlich nur wegen dem exzellenten Fisch ..
Später am Abend gingen Jota und ich noch in eine andere Bar. Etwas schäbig und in der Nähe des Rotlicht-Milieu gelegen. Wir spielten gemeinsam Sinuca gegen zwei Kerle welche schon mehr als genug Pinga (Zuckerrohr Schnaps) intus hatten. Es war nicht schwer zu gewinnen und ich setzte gerade zu meinem Stoss an als ich im Augenwinkel Garciella sah.
Sie setzte sich zusammen mit 3 anderen Frauen an einen der freien Tische. Toll, dachte ich .. das könnte ja noch ein ganz netter Abend werden .. kurz darauf entdeckte ich noch jemanden den ich kannte .. an einem anderen Tisch .. es war Adriella .. Toll, dachte ich .. das könnte problematisch werden …
Ich tat zunächst mal gar nichts und spielte mein Spiel. Nach vier verlorenen Sätzen wollten die Kerle nicht mehr. Ich musste mich also entscheiden an welchen Tisch ich mich setzen wollte .. rechts Adriella, links Garciella .. Was soll’s, dachte ich .. und nach einem kurzen „Oi“ nach rechts ging ich nach links.
Das Skol machte sich mit einem Druck bemerkbar und ich suchte das nicht mehr ganz so frisch riechenden Örtchen auf. Auf dem weg zurück stand plötzlich Adriella vor mir. Sie war mir gefolgt .. „ela nao e bom pra voce“ (die ist nicht gut für Dich) .. .. aha .. .. „ela trabalha la no cabaré” (sie arbeitet in einem Cabaré) .. .. so, so .. .. “deixa ela .. volta pra mim ..” (lass sie, komm zurück zu mir) .. Ich hatte nun wirklich keine Lust dies vor einem übel riechenden Örtchen zu diskutieren und versuchte ihr dies klar zu machen .. jedoch mit wenig Erfolg. Ich liess sie einfach stehen und ging zurück an den Tisch.
„Sua namorada?“ (Deine Freundin?) fragte Garciella als ich mich wieder setzte .. „Ex“ gab ich ehrlich zur Antwort .. „Ahh .. safado“ meinte sie grinsend. Dieses Wort sollte mich noch ein Weilchen verfolgen ..
Es war schon spät und Adriella führte sich auffällig fröhlich auf. Ich kannte sie diesbezüglich nur zu gut und wusste wann sie betrunken war. Ich beschloss dem Abend ein Ende zu setzen bevor es ausartete und ging nach Hause .. alleine ..
Tags darauf ging ich Fisch essen.
Ich setzte mich etwas um die Ecke an einen Tisch welcher abseits der übrigen Gäste war. Kurz darauf setzte sie sich zu mir und meinte, dass sie nur wenig Zeit hätte um zu plaudern .. nach etwa 1½ Stunden fragte ich mich was hier als „wenig“ gilt und fragte sie wann sie denn Feierabend habe. Sie meinte ich solle sie so gegen 10 Uhr Abends abholen. Jedoch nicht direkt vor dem Restaurant .. sie würde etwas abseits auf mich warten. Nun gut, dachte ich, mir soll’s egal sein wo ich sie abhole .. der Fisch war übrigens exzellent.
Punkt 10 fuhr ich mit Auto zum vereinbarten Ort .. Garciella wartete bereits und stieg ein. Ein kurzes „Oi“ .. ein flüchtiges Küsschen .. dann kam die Frage „Vamos pra ‚La Hoje’ ou pra sua casa?“ (gehen wir ins ‚La Hoje‘ oder zu Dir?) .. ähhm .. ich kannte das „La Hoje“ .. es ist ein Motel (Stundenhotel) ganz in der Nähe. „Se nao quer num Bar?“ (möchtest Du nicht in eine Bar?) .. „Vamos amor .. estou com muito tesao ..“ (gehen wir, ich bin heiss) .. Nun ja, dachte ich, wir können das mit dem Drink auch auslassen ..
Wir fuhren zu mir nach Hause. Ein kleiner Heimvorteil kann nicht schaden .. Ich schaltete das Handy aus und zog den Stecker aus dem Telefon .. sicher ist sicher dachte ich ..
Garciella war unglaublich! Das Wort „handlich“ bekam eine ganz neue Bedeutung. Es gab nichts was sie nicht mitmachte und trotz der Klimaanlage kam ich zeitweise ganz schön in’s schwitzen .. So gegen vier Uhr morgens brachte ich sie nach Hause. „Se me liga amanha?“ (rufst Du mich morgen an?) .. ich schaute in diese dunklen Rehaugen .. „Com certeza“ (mit Sicherheit) gab ich zur Antwort.
Wieder zu Hause angekommen schaltete ich mein Handy ein .. 5 verpasste Anrufe .. 2 x Samanta, 3 x Garciella .. mein Teufelskreis hatte begonnen sich zu drehen ..
Fortsetzung folgt …
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