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Brasilianische Frauen Kapitel 2 (Samanta)

peterhirschi

Aktualisiert: 21. Aug. 2020

(Oder wie man vom Gringo-Frischling zum Safado wird)


Kapitel 2 - Samanta

 

Nun denn, hier die Fortsetzung meiner Geschichte.


Rückblende .. der Gringo-Frischling hatte gerade seine Adriella mit einem Tränchen in ihren Augen und einem schweren Herzen zurück gelassen ..


Ich kam mit sehr gemischten Gefühlen zuhause an. Bereits beim Umsteigen in Paris kam das erste SMS .. „estou com saudade“ (ich vermisse Dich) .. Hansjörg bemerkte meinen verstohlenen Blick auf das Handy .. „Na? Wann geht es das nächste Mal nach Brasilien?“ meine er grinsend. „Mal schauen“ meinte ich locker.


Zwei Monate später stand ich wieder am Flughafen von Goiania. Es war Mitte Dezember und Hansjörg war auch wieder dabei. Der Rückflug war erst Mitte Januar. Ich hatte also vier Wochen Zeit um herauszufinden wie wichtig mir Brasilien, und natürlich Adriella war.


Am Flughafen sollten wir von Adao, einem Freund von Hansjörg, abgeholt werden und der Kerl war auch tatsächlich da. Klappt ja wie am Schnürchen, dachte ich. So gegen 6 Uhr Abends werde ich bei Adriella sein. Dachte ich ..


Ich musste einsehen, dass die brasilianischen Uhren etwas anders ticken als bei uns. Noch schnell etwas für einen Freund abholen, ein „kurzer“ Besuch bei der Familie eines Verwandten, ein kleiner Abstecher zum Markt .. meine Güte, hätte er das nicht vorher erledigen können?


Dann endlich machten wir uns auf den Weg. Wir hatten ca. 6 Stunden Autofahrt vor uns. Genügend Zeit um sich zumindest via SMS mit Adriana zu unterhalten .. dachte ich. Ich musste lernen, dass wir in Europa in Sachen Netzabdeckung schon sehr verwöhnt sind. So alle 1-2 Stunden erreichten wir einen Ort in welchem die Nachrichten ausgetauscht werden konnten.


So gegen 11 Uhr nachts kamen wir endlich auf der Pousada von Hansjörg an. Da ich die zwei Monate zuhause nutzte um ein wenig portugiesisch zu büffeln konnte ich mich auch gleich noch via Handy mit Adriella verabreden. Die Reise steckte zwar noch in den Knochen doch die Nacht wurde trotzdem lang …


Die Tage und Nächte vergingen wie im Fluge. Weihnachten stand vor der Tür. Es ist schon etwas komisch bei 30 Grad im Schatten den hübsch beleuchteten Weihnachtsmann im Schaufenster zu sehen. Das neue Handy für Adriella (aus Europa) war der Renner unter ihren Freundinnen. Ich bemerkte, dass alleine die Tatsache, dass sie mit einem Gringo zusammen war, ihren Stellenwert im Freundeskreis stark veränderte.


Eines morgens, wir (oder besser ich!) erholten uns gerade von einer längeren Nacht, kam dann der entscheidende Satz .. „Amor, quero pra Suica“ (ich will in die Schweiz) … kurze Stille … wie bitte? Um ganz sicher zu gehen, dass ich das auch richtig verstanden hatte fragte ich noch einmal nach „que voce falou?“ (was hast Du gesagt?) … „Sim, quero conhecer Suica“ (ich will die Schweiz kennen lernen) … Ähmm … Nunja, irgendwann mal … vielleicht … „Nao, quero com voce em Janeiro“ (Nein, ich will mit Dir im Januar).


Anhand der einfachen Satzstellungen die sie verwendete, damit ich es auch wirklich verstand, merkte ich, dass es ihr ernst war. Der Versuch ihr klar zu machen, dass man nicht mal eben so schnell in die Schweiz reist wie mit dem Bus nach Goiania, endete in einem „Voce nao me ama“ (Du liebst mich nicht), verbunden mit einem Wegrollen auf die andere Seite des Bettes. Toll ..!


Die nächsten zwei Tage verliefen etwas unterkühlt, trotz der Hitze. Und die Nächte wurden wieder zum schlafen verwendet.


Ihre Taktik funktionierte und der Gringo-Frischling wurde weichgekocht. Ein kurzer Anruf bei Globetrotter regelte die Sache mit dem Ticket. Ein Ausflug nach Goiania regelte die Sache mit dem Pass und Mitte Januar flogen wir zusammen in die Schweiz.


Es hatte irgendwie etwas faszinierendes ihr „meine Welt“ zu zeigen. Die Welt ausserhalb von Goias und Brasilien, welche sie nur aus den Nachrichten und den Novellas kannte. Und trotz allen schiefen Blicken (aha, er hat sich eine Gespielin mitgebracht), dem Kulturschock für Adriella und vielen anderen Problemchen, haben wir die drei Monate genossen.


Die Zeit verging. In den folgenden zwei Jahren reiste ich viele Male nach Brasilien und Adriella noch ein weiteres Mal in die Schweiz. Ich beschloss mir in Brasilien eine zweite Heimat aufzubauen. Nicht nur wegen Adriella. Ich begann die Schönheiten von Brasilien (nicht nur die Weiblichen), die Herzlichkeit der Menschen und das ewig schöne Wetter zu schätzen. Der Anfang machte ein gemietetes Haus und ich lernte auch schnell zu unterscheiden zwischen Freunden, Kollegen und Schmarotzern, welche es leider mehr als genug, auch, oder gerade in Brasilien, gibt.


Wie meinte Cida, eine Brasilianerin, mal so treffend? „Von 10 Brasilianern kannst du höchstens einem vertrauen, wenn überhaupt.“ Wie gesagt, der Satz stammt von jemandem der in Brasilien geboren und aufgewachsen ist.


Und dann kam der Anfang vom Ende welches meinen seriösen Ruf in Sachen Frauen zunichte machte …


Der Altersunterschied zwischen Adriella und mir und die unterschiedlichen Interessen hatten sich schon länger bemerkbar gemacht. Nach einigen „feurig brasilianischen“ Streits welche mit einem zersplitterten Handy an der Wand gipfelten ist Adriella ausgezogen … für drei Tage … dann klingelte das Telefon .. „Amor, volta pra mim ..“ (komm zurück)


Wir trafen uns noch einmal und ich erzählte ihr die Geschichte vom Glas Wasser welches, wenn es mal verschüttet ist, man es nicht so einfach wieder zurück in’s Glas füllen kann. Für mich war es zu Ende .. für sie jedoch noch lange nicht …


Mein Geburtstag stand vor der Tür, ich hatte den Status „solteiro“ (single) und war in Brasilien. Hey, da müsste sich doch was machen lassen?


Vor kurzem hatte ich Jota kennen gelernt. Er liefert hier in der Stadt Gasflaschen aus und kennt somit Gott und die Welt. Zudem war seine Frau auf Europareise und er war alleine. Unnötig zu erwähnen, dass seine Feste meist ein Hit waren. Genau die richtige Anlaufstelle also. Ich erklärte ihm den Sachverhalt und er meinte ich solle mir keine Sorgen machen .. „vou arruma algo bom pra voce“ (ich organisiere etwas gutes für Dich) .. meinte er und hatte ein breites Grinsen im Gesicht.


Der Abend meines alljährlichen Festes war gekommen und ich sass, zusammen mit zwei Gästen, auf der Veranda von der Pousada von Hansjörg. Die Beiden waren auch aus der Schweiz und hatten ebenfalls den Status „solteiro“. Der Abend versprach ein gemütliches kleines Fest in kleinem Rahmen zu werden. Genau mein Geschmack.


Und trotzdem hatte ich ein mulmiges Gefühl im Bauch .. vielleicht war es ja doch nicht so eine gute Idee die Wahl der Damen Jota zu überlassen. Wer weiss was der unter „algo bom“ (etwas gutes) versteht .. Was wenn er auf dicke Ärsche steht? Seine Frau hatte ich noch nie gesehen …


Motorengeräusch war zu hören, Türen schlagen, Frauenstimmen .. sie waren da. Ich hatte mir vorgenommen, was auch immer die Treppe herunter kommen würde, es zumindest freundlich zu begrüssen.


Dann stand sie vor mir und stellte sich mit Samanta vor … ich war platt … Jota hatte voll in’s Schwarze getroffen! Lange, dunkelrot gefärbte Haare, kaffeebraun, schlank und doch wohl geformt .. und ein Lächeln welches auch ein in Trockeneis gelegtes Herz hätte in Sekunden schmelzen lassen können.


Die anderen Damen waren mir egal, Samanta hatte meine volle Aufmerksamkeit. Es war mir auch scheiss egal woher sie kam .. Piranha (siehe Teil 1) oder nicht, ich hatte Geburtstag und ich wollte zum einen die Sache mit Adriella vergessen und zum Anderen meinen Spass. Beides ist, zumindest für diese Nacht, gelungen.


Tags darauf .. acht Uhr morgens .. das Telefon klingelt … Adriella … „voce esta sozinho?“ (bist Du alleine?) .. „Nao ..“ (Nein) war meine Antwort. „entao tchau“ (dann tschau) .. aufgehängt .. was soll denn das? Ich hätte wohl besser das Telefon nicht abgenommen ..


„Quem ligava?“ (wer hat angerufen?) fragte Samanta verschlafen. “niguem” (niemand) .. “mentira, era mulhere” (Lüge, es war eine Frau) meinte sie lächelnd und rollte sich zu mir rüber. Es war ihr anscheinend egal. Trotzdem denke ich, Frauen könnten im Tiefschlaf sein und würden trotzdem alles für sie wichtige mitbekommen ..


Gegen Mittag brachte ich Samanta nach Hause. Ein kurzer Umweg zu Jota um mich für den netten Abend zu bedanken und seinen guten Geschmack zu loben war selbstverständlich. Danach wieder nach Hause .. Telefon klingelt .. Adriella .. „voce esta sozinho agora?“ (bist Du jetzt alleine?) .. “sim” (Ja) war meine Antwort. “Daqui a pouco passo na sua casa” (bin in Kürze bei Dir) .. aufgehängt .. hmm .. wer sagt denn dass ich das will?


10 Minuten später stand sie vor meiner Tür. Sie hätte mich gesehen .. gestern Abend .. mit drei Frauen .. „voce estava muito feliz“ (du warst sehr glücklich) .. Tränen flossen .. so schnell hätte ich sie also bereits vergessen ..


Moment mal .. sie war auch dort? Und hatte mich beobachtet? Ich konnte es kaum glauben! Hatte sie sich in einem Busch versteckt? Mir nachgestellt?


Die Tränen flossen heftiger und ich muss zugeben, es wirkte. Echte Tränen wirken immer und wer etwas anderes behauptet dem glaube ich kein Wort. Ich weiss es war ein Fehler aber ich bewies ihr, dass ich sie nicht vergessen hatte. Und ich fühlte mich danach keineswegs besser.


Die nächsten Tage verliefen ähnlich .. abends Samanta .. zwischendurch Adriella .. So konnte es nicht weiter gehen. Ich musste einen Schlusspunkt setzen.


Fortsetzung folgt …

 
 
 

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